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AutorenbildEsther Schweizer

Wie viele Buhs verkraftest Du



„Ich kann Frauen nur raten, nicht beim ersten Buh den Kopf einzuziehen. Brust raus, weitermachen", Zitat von Stella McCartney.

Der Satz hat es in sich. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Weg zum Ziel (was auch immer das heißen mag) oftmals mit mehr als nur einem Stolperstein, einem Wassergraben und peitschenden Gegenwinden gespickt ist.

Jedoch. Auch in jedem Buh steckt die Chance für einen Perspektivenwechsel. Aus einem Stolperstein wird ein Diamant. Aus einem Wassergraben wird eine Brücke und der Gegenwind, entfaltet, eine mich umschmeichelnde Wärme. Klingt einfach; subtil und hat doch etwas ausgesprochen Machtvolles.

Aus der Rückschau betrachtet erinnere ich mich nur allzu genau, dass die Buhs nicht immer laut und kränkend waren. Oftmals haben diese vermeintlichen Schmähungen, noch nicht einmal die Wucht, eines Marktschreiers entfaltet. Die kleinen, feinen Buhs tun es auch ...Das habe ich nicht erst auf den Brettern, die die Welt bedeuten, hautnah erfahren dürfen.


Bis hin zu meinen sichtbaren Theatererfolgen als Schauspielerin, gab es immer wieder kleine, manchmal auch stachelige Buhs, zu verkraften. Neid. Missgunst und Zeitungskritiken. Alles, das, lässt sich „verkraften“. Doch mangelndes Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Versagensängste oder einfach viel zu hohe – selbst auferlegte – Hürden, haben ebenso die niederschmetternde Kraft, eines inneren Buhrufs. Da braucht es etwas mehr Erfahrung und Reife, um die stützenden Brücken und die Diamanten, als mentale Kräfte herbei zurufen und die Gegenwinde, als steife nordische Brise wohlwollend, zu empfangen.

Meine eigenen mir auferlegten Hürden, meine Selbstzweifel blitzen immer mal wieder auf. Das finde ich nicht verwerflich. Die Selbstreflexion gibt mir die Kraft, mich auch liebevoll – sprichwörtlich in den Arm zu nehmen – und zu überprüfen, was sich in mir als inneres Buh breitmachen will, um dann konstruktiv gegen zu wirken. Erdung. Loslassen. Tun. Machen!

Eines ist mittlerweile mehr als gewiss. Souverän vor einem Publikum zu sprechen, überzeugend eigene Ideen zu präsentieren und sich auch von Zwischenrufen, den Buhs, nicht aus der Fassung bringen zu lassen – diese Fähigkeiten haben nichts mit Talent zu tun. Gute Vorbereitung, zielorientiertes Üben und die Bereitschaft, falschen Perfektionismus links liegen zu lassen, geben auch die Kraft, den Kopf zu heben und durchzuatmen. Die Brust hebt sich dann gleichfalls fast wie von Zauberhand.


Herzlichst, Ihre Esther Schweizer




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