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AutorenbildEsther Schweizer

Mach' mal Pause - Mut zur Lücke


Mach' mal eine Pause ...


„Man wird nicht besser, nur weil man die ganze Zeit rennt und ständig was macht“ Karoline Herfurth, Schauspielerin, Regisseurin, *1984


Liebe Leserinnen und Leser,



in meinen Coachings beziehe ich mich hin und wieder gerne auf Gedanken, Textstellen oder ganze Kapitel aus meinem aktuellen Buch „Rahmen. Rolle. Selbstbild“. Eine langjährige Kundin (und mittlerweile auch gute Bekannte) fragte mich in diesem Zusammenhang, ob ich denn ein Lieblingskapitel habe. Zwar hängt die eventuelle Auswahl vornehmlich vom Kontext, meiner Stimmung, dem ganzen „Drumherum“ und natürlich von meinem jeweiligen Gegenüber ab. Nichtsdestotrotz kam mir beim weiteren Nachdenken doch ein echter Favorit in den Sinn – das Kapitel zum Thema „Pausen“.


Angesichts der Zunahme des allgemeinen kommunikativen Trubels und der Geschwindigkeit des zwischenmenschlichen Austauschs werden meiner Wahrnehmung nach gekonnt und gezielt gesetzte Pausen immer wichtiger. Folgende Aspekte sind dabei besonders relevant:


• Rhetorische Gründe

• Dramaturgie und Inszenierung, Publikumsansprache

• Gesundheit, Innehalten, Wohlergehen, Atmung


Wenn Sie das Buch zufällig vorliegen haben – und schnell mal nachschlagen möchten: In Kapitel 2, Seite 35, ab der Zwischenüberschrift „Mach' mal Pause – Mut zur Lücke“ gehe ich näher auf die Bedeutung von Pausen ein. Nach dem schönen und so passenden Zitat von Stefan Zweig habe ich ein paar Punkte des Kapitels als Schnellübersicht (und Appetizer) zusammengefasst.


„Auch die Pause gehört zur Musik.“ Stefan Zweig, Schriftsteller, 1881–1942


• Setzen Sie bei Ihren Vorträgen und Präsentationen das Stilmittel der Pause – die Zäsur – ganz bewusst und genau dosiert ein, wenn Sie Ihr Publikum nicht abhängen, bestimmte Begriffe und Thesen hervorheben und Ihre Darbietung lebendiger und erinnerungswürdiger gestalten wollen.


Pausen erlauben Ihren Zuhörer:innen auch, das Kopfkino unterbewusst zum Laufen zu bringen und Ihre sprachliche Botschaft mit eigenen Bildern viel besser im neuronalen Geflecht zu verankern und bei Bedarf wieder abzurufen.


Setzen Sie hingegen gezielt Atempausen ein – auch und ganz besonders als rhetorisches Stilmittel mit variabler Länge – driften die Gedanken Ihres Publikums nicht in ungewollte Gefilde ab.


Als Schauspielerin war das Stilmittel Pause  – und bleibt es bis zum heutigen Tage  – ein unverzichtbares dramaturgisches Stilmittel. Nicht nur für einen passablen Spannungsbogen. Es hilft mir auch, Emotionen aufzubauen und auszuhalten, um dem Publikum – und mir ebenfalls – Zeit und Raum zu geben, dem Gesagten nachzuspüren. Mit anderen Worten: Um Wirkung zu erzeugen. 


Selbstverständlich sind unnötige und überdehnte Sprechpausen genauso wenig förderlich für die gedankliche Aufnahme und Verarbeitung des Gesagten. Und dann gibt es noch die notorischen „Dazwischen-Redner:innen“. Deren Unart wurde früher umgangssprachlich ziemlich treffend mit „Übers Maul fahren“ bezeichnet (...).


„Ein guter Rat ist wie Schnee. Je sanfter er fällt, desto länger bleibt er liegen und um so tiefer dringt er ein.“ Simone Signoret, Schauspielerin, 1921–1985


Vielleicht mögen Sie sich diesen Rat etwas genauer anschauen. Nur zu! Um sich der „Kraft der Pause“ noch besser zu bedienen und zukünftig Ausführungen noch lebendiger gestalten können, nehmen Sie sich doch einen vergangenen Vortrag, ein Redemanuskript oder einen Zeitungsartikel zur Hand und versehen Sie ihn ganz bewusst mit unterschiedlich langen Pausen, – welche Markierungen Sie einsetzen, bleibt Ihnen dabei natürlich vollkommen selbst überlassen.


Dann tragen Sie sich diesen Text selbst vor und probieren verschiedene Pausenlängen aus. Gehen Sie bewusst an die sprichwörtlich eigene Schmerzgrenze der „Pausen-Empfindung“ und versuchen Sie, die resultierende Stille – und die Abwesenheit von Informationsweitergabe – auszuhalten. Diese Schmerzgrenze wurde uns entweder schon in der Kindheit „einprogrammiert" oder durch Reaktionen/Feedbacks während der Schule/Ausbildung/Studienzeit/ „eingeimpft". Nicht selten verknüpfte sich dann der Wunsch bzw. die Möglichkeit zur Meinungsäußerung mit der Wahrnehmung, dass unsere Perspektive nicht relevant genug sei, um überhaupt vorgetragen und gehört zu werden. Typische Einwände – aus dem Munde anderer Personen oder über die innere Stimme des ewigen Zweiflers wahrgenommen, könnten sein:


• Sprich schneller, meine Zeit ist knapp …

• Wenn ich schneller rede – keine Pausen mache – bin ich schneller fertig …

• Mir hört eh keiner zu ...

• Wie sieht die oder der denn aus ... Die Kleidung, die Haare ...

• Mach’ den Mund zu. Die Milchzähne werden sauer ...

• Komm’ endlich zum Punkt …

• Wenn du redest, schlafen mir die Füße ein …


Setzen wir jedoch Pausen / Pausen bewusst ein, um innezuhalten und vielleicht einen kleinen Schritt über unseren eigenen Schatten zu springen, können wir die destruktive Wirkung dieser gelernten Einengungen (Schamgefühl, Mangel an Selbstwert, Konditionierung, Glaubenssätze ...) verlassen und wieder den „Driver Seat“ unseres Vortrages oder unserer Gesprächsposition einnehmen.


Es lohnt sich! Schritt für Schritt den eigenen Rahmen erweitern, unsere Rolle(n) neu justieren und den wahren Kern unseres Selbstwertes zu erkennen. Eine ganz einfache erste Übung: Bewusst und unaufgeregt einatmen und ausatmen, um dieses „Dazwischen“ diese kleine, fast luftleere Welle wahrzunehmen, sich kurz an die Wegstrecken und Weggabelungen des bisherigen Lebens und der erreichten Erfolge zu erinnern. Das anschließende Loslassen erdet und beflügelt gleichermaßen. Da wir den ganzen Tag eh' am Ein- und Ausatmen sind, fällt uns diese kleine Übung erstaunlich leicht – die physischen Abläufe kennen wir, wir müssen sie einfach nur bewusst wahrnehmen.


„Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause“

Elizabeth Barrett Browning, engl. Dichterin, 1806-1861


Welche kommunikativen Korsetts und auferlegten inneren Zwänge hindern Sie daran, im Gespräch, beim Vortrag, in der Diskussion den Raum einzunehmen und zu halten, der Ihnen zusteht? Gerne teile ich mit Ihnen meine Erfahrungen und Kenntnisse als Schauspielerin, AuftrittsCoach und fungiere als aufmerksame und einfühlsame Gesprächspartnerin.


Herzlichst, Ihre Esther Schweizer


P.S. Wann machen Sie Ihre nächste Pause? Und: Welche Ruhepause(n) schätzen Sie besonders? 


Tipps:


- Atmen. Ralph Skuban. Mein persönlicher Favorit "ATMEN Heilt. Entspannt.Zentriert".

- Selbstwert: Das Selbstwert-Lexikon (mit Übungen) von Daniela Landgraf

Leseprobe anfordern.


Anmerkung: Ich übernehme keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit und dauerhafte Gültigkeit der genannten Querverweise und Internetadressen (Stand: 24. August 2023).



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